Die Innenzone des Variskischen Gebirges
"Es dürfte in ganz Deutschland geologisch kaum komplizierter zusammengesetzte Regionen geben als diese im ostbayerischen Raum aus metamorphen und plutonischen Gesteinen aufgebauten variskischen Gebirge." ROTHE (13)
Ein Blick auf die geologische Karte zeigt in der Tat, dass der Untere Bayerische Wald aus einer Vielzahl unterschiedlicher Gesteine, und zwar zum allergrößten Teil aus metamorphen und magmatischen Gesteinen aufgebaut ist. Sie sind Teil des variskischen Grundgebirges, das den kristallinen Untergrund in weiten Teilen Europas bildet. Der Untere Bayerische Wald gehört zusammen mit den benachbarten Gebieten des österreichischen Mühlviertels und Südböhmens zum Moldanubikum sensu stricto.
Bei den metamorphen Gesteinen handelt es sich um Gneise (Glimmerschiefer, Paragneise, Marmore) der Drosendorf-Einheit.
In der Spätphase der variskischen Gebirgsbildung drangen Schmelzen in die vorhandenen Gesteinsserien ein und erstarrten in mehreren Kilometern Tiefe zu Intrusivgesteinen.
Diese Intrusivkörper wurden im Laufe der Erdgeschichte durch die Erosion des darüber liegenden Gebirges freigelegt und stehen heute als Granitplutone an. Die größten Plutone sind der Dreisessel-Plöckenstein-Pluton, der Finsterauer Pluton, der Hauzenberger Pluton und der Fürstensteiner Pluton. Sie sind die westlichen Ausläufer des ausgedehnten Südböhmischen Batholithen.
Die Intrusivkörper weisen nach SIEBEL (14) folgende Kristallisationsalter auf:
Hauzenberger Granodiorit | Hauzenberg | 318,5 +/- 4,1 Ma |
Fürstensteiner Granit | Fürstenstein | 321 - 312 Ma |
Lusengranit | Lusengipfel | 324,8 +/- 3,5 Ma |
Finsterauer Granit I | östlich Finsterau | 325,2 +/- 1,4 Ma |
Finsterauer Granit II | östlich Finsterau | 324,2 +/- 2,3 Ma |
Dreisesselgranit | Hochstein | 327,1 +/- 1,9 Ma |
Die Grenze zwischen dem Hinteren und dem Vorderen Bayerischen Wald bildet die Bruchlinie des Bayerischen Pfahls, der sich über 150 km in NW-SE-Richtung geradlinig von Nabburg in der Oberpfalz bis ins österreichische Mühlviertel erstreckt. Die Pfahlverwerfung ist seit dem Oberkarbon immer wieder aktiv gewesen. Durch Dehnung und Rechtsseitenverschiebung der Schollen nördlich und südlich der Bruchlinie entstand ein System von Fiederspalten, in die hydrothermale Lösungen eindrangen und die Klüfte mit Quarz füllten. An dieser Scherzone wurden die Gesteine gegeneinander verschoben, wobei sie zu Pfahlschiefer zerrieben wurden.
Morphologisch tritt der Pfahl im Unteren Bayerischen Wald nicht als Quarzmauer in Erscheinung, in der Buchberger Leite oder an der Michel bei Neureichenau aber ist Pfahlschiefer durch Erosion freigelegt.
Ob es sich bei der Pfahllinie tatsächlich um eine Sutur handelt wie von einigen Autoren angenommen, ist noch in der Diskussion.
Weitere Verwerfungen im ostbayerischen Grundgebirge sind die Rundinger Zone, der Donaurandbruch, der Aicha-Halser-Nebenpfahl und die Donauleitenstörung zwischen Passau und Obernzell.
Gesteine der "monotonen Serie"
Nördlich des Pfahls liegen die Gesteine der monotonen Serie. Es sind überwiegend aus sandigen und tonigen Sedimenten gebildete Paragneise und Glimmerschiefer. Zwischen Haidel und Rachel überwiegt metatektischer Cordierit-Sillimanit-Kalifeldspat-Gneis, daneben gibt es kleinere Vorkommen von diatektischem Gneis.
Gesteine der "bunten Serie"
Südlich des Pfahls finden sich die Gneise der bunten Serie, die aus einer größeren Zahl unterschiedlicher Gesteine besteht: Zwischen Thyrnau und Wegscheid finden sich z.B. Cordierit-Biotitgneis, Diatexit, Kalksilikat- und Marmorlagen, Amphibolite, leukokrate Gneise und Graphitvorkommen, die in Kropfmühl nach einer vorübergehenden Schließung des Bergwerks heute wieder abgebaut werden.
Die Verteilung der Gesteine der monotonen und der bunten Serie wird als Hinweis auf eine unterschiedliche Herkunft der Ausgangsgesteine gedeutet. FUCHS (18) und SIEBEL et al. (19) ordnen die Gesteine nördlich der Pfahlzone dem Ostrong-Terran, den Fürstensteiner und Hauzenberger Granit, die hellen Diatexite (Perlgneise) und die bunte Serie dagegen einem eigen-ständigen Bavarischen Terran (Bavarikum) zu.