Die Entwicklung im Paläozoikum

Die geotektonische Entwicklung Europas im Paläozoikum folgt grob dem Schema:

Loslösung von Krustenfragmenten am Nordrand Gondwanas, deren Norddrift auf Baltika zu durch Subduktion dazwischen liegender Ozeane und Anlagerung an den Südrand Baltikas.

Mit der Schließung dieser Ozeane (Tornquist See, Rhëischer und Moldanubischer Ozean) wurde der Großkontinent Gondwana in den Superkontinent Pangäa eingegliedert.

Plattentektonische Vorgänge

Seit dem ausgehenden Präkambrium öffnete sich der Japetus-Ozean zwischen den Kontinenten Laurentia, Baltika und Gondwana. Am Nordrand Gondwanas lagen kleinere Kontinente, wie Avalonia, Armorika und Norica, die später zu Europa gehören werden. Von Baltika werden diese Kleinkontinente durch die Tornquist See, ein Nebenmeer des Japetus, getrennt. Mit der Schließung des Japetus löst sich Avalonia von Gondwana und driftet nordwärs auf Baltika zu. Auf der Rückseite Avalonias entsteht ein neuer, sich rasch verbreiternder Ozean, der Rhëische Ozean. Der östliche Teil Avalonias kolliderte im ausgehenden Ordovizium mit Baltika. Die Kollisionslinie (Sutur) durchzieht als Transeuropäische Suturzone (Tornquistlinie, Teisseyre-Tornquist-(Störungs-)Zone) den Untergrund Europas in nordwestlich-südöstlichem Streichen von Südskandinavien bis nach Polen. Ost-Avalonia bildet heute den Untergrund Mitteleuropas nördlich des variskischen Gebirges.

Paläotektonik Europas im Oberen Silur
Paläotektonik Europas im Oberen Silur

Im oberen Silur ist durch die Kollision von Laurentia und Baltika das Kaledonische Gebirge entstanden, welches die beiden Kontinente zum neuen Großkontinent Euramerika/ Laurussia verschweißt. West-Avalonia bildet einen Teil Nordamerikas, während Ost-Avalonia an Baltika herangerückt ist. Am Südrand des Rhëischen Ozeans sind Inselbögen und Krustenfragmente am Nordrand Gondwanas in Ablösung begriffen. Aus diesen Kleinkontinenten, als peri-Gondwana-Terranes oder in ihrem Ostteil auch als Armorikanische Terrane-Assemblage (ATA) bezeichnet, wozu Iberia, Cadomia und wohl auch die Protoalpen gehören, setzt sich das prävariskische Grundgebirge zusammen. TEIPEL (11) weist mittels Altersbestimmungen von Magmen eine Position des Bayerischen Waldes zwischen Cadomia und den Protoalpen nach. STAMPFLI et al. (12) verorten das Moldanubische Terran ebenfalls zwischen dem Cadomischen und dem Austroalpinen Terran.

Paläotektonik Europas im Devon
Paläotektonik Europas im Devon
Paläotektonik Europas im Unterkarbon
Paläotektonik Europas im Unterkarbon

Im oberen Silur löste sich durch Rift-Tektonik mit Armorika ein weiterer Mikrokontinent vom Nordrand Gondwanas ab, zwischen dessen südlichem Rand und Gondwana sich der Moldanubische Ozean öffnete. Durch die Subduktion beider Ozeane, des Rhëischen und des Moldanubischen Ozeans, wurden Krustenfragmente an Baltika-Avalonia angeschweißt. 

Das variszische Orogen weist eine bilaterale Symmetrie auf: Deren nördlicher Bereich (Rhenohercynikum, Saxothuringikum) wurde südwärts und deren südlicher Bereich (Moldanubikum) nordwärts subduziert. 

Diese Vorgänge fanden immer noch auf der Südhalbkugel statt. Erst am Ende des Karbons erreicht der Bayerische Wald eine Position auf Äquatorhöhe.

Die Bildung des variskischen Gebirgsgürtels erfolgte im Devon und Karbon durch die Kollision der Großkontinente Gondwana und Laurussia. Dabei entstand in Europa ein breiter Gebirgsgürtel, der seine Fortsetzung in den Appalachen Nordamerikas und im Antiatlas in Nordafrika hatte. Insgesamt führten die tektonischen Prozesse zur Bildung einer Pangäa.

Das variskische Gebirge entstand im Oberkarbon bei der Kollision von Gondwana mit Laurussia.
Das variskische Gebirge entstand im Oberkarbon bei der Kollision von Gondwana mit Laurussia.

Infolge der Kollision Gondwanas und Laurussias türmte sich ein bis zu 1.000 km breites Hochgebirge auf, die europäischen Varisziden, die gelegentlich auch Karbonische Alpen genannt wurden und ihre Fortsetzung in den nordamerikanischen Appalachen finden.

In Erweiterung der von F. KOSSMAT vorgenommenen Einteilung der variskisch deformierten Bereiche unterscheidet man heute die Moldanubische Zone im Süden, die Saxothuringische Zone, die Mitteldeutsche Kristallinschwelle, die Nördliche Phyllitzone, die Rhenoherzynische Zone und die Subvariszische Saumsenke. Das Moldanubikum ist die von allen am stärksten beanspruchte Kernzone.

Tektonischer Bau Mitteleuropas, verändert und vereinfacht nach GEOLOGICKÁ MAPA ČESKÉ REPUBLIKY 1: 500.000, Seitenkarte (17)
Tektonischer Bau Mitteleuropas, verändert und vereinfacht nach GEOLOGICKÁ MAPA ČESKÉ REPUBLIKY 1: 500.000, Seitenkarte (17)