Die historische Karte von 1790 zeigt das Gebiet des Hochstifts Passau, also den weltlichen Herrschaftsbereich des Kurfürsten von Passau, der als Reichsfürst eine Einzelstimme (Virilstimme) auf der geistlichen Bank im Reichsfürstenrat innehatte. Davon ist das Bistum Passau als kirchlicher Verwaltungsbezirk zu unterscheiden.
Die Anfänge des Hochstifts Passau reichen zurück in das Jahr 999, als Kaiser Otto III. die Gerichts- und Verwaltungshoheit, das Markt-, Münz- und Zollrecht über die Stadt Passau dem Bischof Christian von Passau übertrug. Die Geschichte des Hochstifts verlief wechselvoll: Immer wieder kam es zu Grenzstreitigkeiten mit den größeren Nachbarn Österreich und Bayern. Besonders schmerzlich war der Verlust der Herrschaft Rannariedl mit den sieben künischen Dörfern (Wollaberg, Heindlschlag, Hintereben, Jandelsbrunn, Rosenberg, Aßberg und Grund) an Habsburg, die erst 1765 wieder zurückgekauft werden konnten.
Im 11. und 12. Jahrhundert wurden durch klösterliche (z.B. Niederalteich, Reichskloster Niedernburg) und landesherrliche Initiativen die Wälder entlang der Ilz und der Aichaer Ohen erschlossen. Im Spätmittelalter setzte sich der Landesausbau fort. Die Zunahme bebauten Landes führte auch zu einem Wachstum bürgerlicher Siedlungen. Während der letzten 200 Jahre des Hochstifts wurde der Landesausbau noch einmal intensiviert. "Der Landesausbau im Bayerischen Wald setzte nach einer Ruhephase von etwa zwei Jahrhunderten anfangs des 17. Jahrhunderts wieder ein und zwar in den bisher gemiedenen großen Waldungen an den Grenzen zu Böhmen [...] bzw. zu Österreich. Bis zum Ende des Hochstifts dauerte die Siedlungsverdichtung an." (WURSTER, 22) So wurden z.B. die Orte Philippsreut (1692), Mauth (1698), Finsterau (1704) oder Bischofsreut (1705) gegründet.
Letzter Fürstbischof war Leopold Leonhard Raymund von Thun. Am 22. Februar 1803 wurde das Hochstift säkularisiert, der größere östliche Teil kam zunächst zum Kurfürstentum Salzburg, der westliche Teil mit der Stadt und der Veste Oberhaus zu Bayern. Nach dem Frieden von Pressburg wurde das gesamte Gebiet dem 1806 gegründeten Königreich Bayern zugeschlagen.
Bei seiner Auflösung umfasste das Hochstift Passau eine Fläche von 991 km² und hatte über 52.000 Einwohner. (23)